Autor: Dittenberger, Theophor Friedrich, Nägele, Franz Karl
Auflagennummer (WdK): 4
Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
Schultypen (WdK): Gymnasium
Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): Jungen
357
Europa. Italien.
7. Republik San Marino.
Sie liegt in der Lcgation Urbino im Kirchenstaate, enthält
l‘/8 lllm. mit 7000 katholischen Einw. und steht unter dem
Schutze des Pabstes. Sie hat an der Spitze des hohen Rathes,
der aus Patriciern, Bürgern und Landleuten besteht, und dem
engern Rath von 12 Gliedern, 1 Capitano, alle drei Monate
wechselnd, und 2gonfalioneres (Panncrherrn). Einkünfte': 50,000
Gulden. Jeder Bürger ist Soldat.
St. Niarino (Villa Marii), Hptst. auf einem Berge mit einem
einzigen Zugang, gegen 6ooo E. hat 3 kleine Castelle und in der Haupt-
kirche die Statue und das Grab des heil. Einsiedlers Marinns, wel-
cher sie im Jahr 43o gründete. Weinbau. Vier Dörfer gehören dazu.
8. Das Königreich beider Sicilien.
Es besteht ans dem Königreich Neapel in Unteritalien und
der Insel Sicilien. Grenzen: im 9t. der Kirchenstaat, Tosca,
nisches und adriatisches Meer; im O-, S. und W.-das mittel-
ländische Meer. Flächeninhalt: 2000 lum. Einwohnerzahl:
7,500,000 katholische Christen, Albaneser (80,000 an der Ost-
küste) und Inden (2000). Es sind 24 Erzbischbse (worunter
der Erzbischof zu Palermo Primas des Königreichs ist), 35 Jm-
mediat- und 40 Suffragan-Bischöfe. Mehrere Mönchsorden
sind hergestellt. Universitäten: (Akademie der Wissenschaften)
zu Neapel, Palermo und Catania. 4 Lyceen und 13 Kollegien.
Treffliche Musik; Zeichnungs-Akademie in Neapel. Bibliotheken
und Kunstsammlungen.
Der Boden ist an vielen Orten vulkanisch, aber dennoch,
ausser der apulischen Ebene, die zur Schafzucht benuzt wird, sehr
fruchtbar, und liefert viele besonders südliche Produkte. —
Industrie und Fabriken sind wenig bedeutend, jedoch im
Zunehmen. — Der Handel, in Neapel passiv, in Sicilien mehr
aktiv, meist von Ausländern betrieben, ist besonders wichtig
in Landesprodukten: Getraide, Baumöl, Südfrüchten, Wein,
(z. B. Lacrimä Christi am Vesuv), Reis, Baumwolle, Zucker-
rohr, Safran, Pferden, Korallen re. — Handelsstädte: Neapel,
Messina, Palermo, Catania, dann die Häsen: Manfredonia,
Gallipoli, Siragossa, Trapani, Salerno, Bari, Taranto, Bar-
letta rc. — Münzen: Dnkati (I st. 37 kr.), Scudi (2 fl. 20 kr.).
In Sicilien: Unzen (4 fl. 48 kr.). Tari (11 »/? kr.).
Verfassung. Die Regierung ist unumschränkt-monarchisch.
Der König Franz Ii. seit 1830 bedarf keiner Krönung und der
Thron ist für Prinzen und Prinzessinnen erblich. Der Kron-
prinz heißt Herzog von Calabrien. Der Adel ist sehr zahlreich,
über 100 Fürsten, 150 Herzoge, 600 Marchesen, Grafen und
Baronen. — Es sind 5 Ritterorden: des heiligen Januar; der
Cvnstantinische; des heil. Ferdinand; Franz des ersten und beider
Sicilien. — Staats-Einkünfte: über 30 Mill. Gulden. — Land-
macht : 30,000 M. und eine Ralionalmjlitz. Feste Pläzc: Gaeta,
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Extrahierte Personennamen: Capitano Tosca B._Lacrimä_Christi Manfredonia Scudi Franz_Ii Franz Ferdinand Franz Franz
Extrahierte Ortsnamen: Europa Italien San_Marino Urbino Marinns Sicilien Neapel Unteritalien Sicilien Palermo Neapel Palermo Catania Neapel Neapel Sicilien Neapel Messina Palermo Catania Gallipoli Siragossa Salerno Bari Sicilien Sicilien Gaeta
Italienische Staaten.
115
Florenz, Mantua und Ferrara.
§ 41. Florenz erlangte seine große Bedeutung gleich nach dem
Untergang der Hohenstaufen, bezwang nach einem beispiellos hartnäckigen
Kriege Pisa und eroberte das ganze Flußgebiet des Arno. Florenz war
der Hauptplatz der Wollen- und Seidenweberei und mit Genua
der großen Geldgeschäfte. Die Verfassung verwandelte sich in immer-
währenden Parteikämpfen in eine vollständige Demokratie; die Bürger-
schaft wnrde aber endlich so ermüdet, daß sie sich die Herrschaft des
Cosimo di Medici, des reichsten Mannes seiner Zeit, gefallen ließ. Seine
Nachkommen, die Medice er, behaupteten die Herrschaft und erwarben
sich als Beschützer der Künste und Wissenschaften einen unsterblichen
Namen, besonders Lorenzo der Herrliche (1469—1492).
Mit den Mediceern wetteiferten die Herzoge von Este oder Fer-
rara, welche über Ferrara, Neggio und Modena geboten, in Glanz,
Reichtum und Gunst für Künste und Wissenschaften, sowie in schlauer
Politik. In Mantua herrschten seit 1328 die Gonzaga, die von
dem Kaiser 1434 den markgräflichen, 1530 den herzoglichen Titel er-
hielten.
Der Kirchenstaat.
§ 42. Nach der Rückkehr von Avignon gelang es den Päpsten
nur mit großer Mühe, ihre Autorität in dem Kirchenstaate wiederher-
zustellen, indem die mächtigen Adeligen widerstrebten und das römische
Volk republikanische Bewegungen versuchte. Die Einziehung der großen
Lehen gelang jedoch allmählich, und als Julius Ii. (1503—1513)
Bologna, Ancona, Perugia und Ferrara erwarb, gab er dem Kirchen-
.staate seineu größten Umfang.
Neapel und Sicilien.
§ 43. Das schöne Königreich Neapel war seit 1345 durch Thron-
streitigkeiten und Revolutionen zerrüttet, während auf Sicilien, dessen
Bewohner 1282 die Herrschaft Karls von Anjou (S. 78) abgeschüttelt
hatten (sicilische Vesper), das Haus Aragonien herrschte. Als Rene
von Anjou (1442) aus Neapel durch deu Aragouier Alfons Y. ver-
trieben wurde, vermachte er seine Ansprüche dem französischen Könige.
Damit beginnt der Kampf der spanischen und französischen Könige um
Neapel und Sicilien. Gleichzeitig machte der französische König, der
mütterlicherseits von der' Prinzessin Valentine Sforza abstammte, auch
Ansprüche ans Mailand, und wirklich bemächtigten sich die französischen
Könige Karl Viii. und Ludwig Xii. für kurze Zeit der Oberherrschaft
über ganz Italien (1495—1507).
8*
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Extrahierte Personennamen: Cosimo_di_Medici Gonzaga Julius_Ii Karls_von_Anjou Karls Rene
von_Anjou Alfons_Y Valentine_Sforza Karl_Viii Karl Ludwig_Xii Ludwig
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296
Der Herzog Sigismunb von Oestreich-Tyrol
thut auf alles durch die Schweizer Entrissene Verzicht,
und beide garanticen sich wechselseitig ihre Besitzungen.
*480 Erster Subfidienvertrag mitfrankreich.
Der Ausbruch eines neuen Bürgerkriegs wird
1461 durch den Stanzer Vergleich (Claus von der Flüe)
verhindert, und Solothurn und Freyburg in den
Bund ausgenommen.
In dem Kriege mit Maximilian I. schließt
1493sich Graubündten an die Eidgenossen an.
M. endigt den unglücklichen Krieg mit den Schwei-
1499 zern durch den Frieden zu Basel, worin er den
Thurgau abtritt.
150t Basel, Schafhausen
1513 und Appenzell werden in die Eidgenossenschaft
ausgenommen.
Die Schweizer, welch» als Bundesgenossen des
1510 (Papstes an den italienischen Kriegen seit 1510 Theil
1513 nehmen, werden durch die Schlacht bei Nova r a Herren
von Mailand, erwerben Bellinzona, Veltlin
und Chtavenna, müssen aber nach der Niederlage bei
1515 Ma rig n ano Mailand wieder raumen, und schließen
mit Franz l. den Frieden zu Fr eh bürg, der sie
zu beständigen Bundesgenossen Frankreichs
1517 macht.
Ii. Frankreich.
1271 (Philipp Iii. der Kühne, 1271 — 1285, ver-
einiget alle Lheile der Grafschaft Toulouse auf
1273 immer mit der Krone.
Durch die Verbindung des Kronprinzen (Philipp
mit Johanna der Erbin von Navarra kommt dieß
1274 Königreich zu Frankreich.
1276 (p. bekriegt Castilien
1284 und Aragon ohne günstigen Erfolg.
1265 (Philipp Iv. der Schöne, 1285 — 1314,
beendigt den Krieg mit Castilien und Aragon.
Die Franche Comte und Lyon, bisher Theile
Deutschlands, unterwerfen sich der französischen Herr-
" 1292 schaft.
1293 (P. kämpft glücklich gegen Eduard I. von Eng-
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Extrahierte Personennamen: Claus Maximilian_I. Franz_l Franz Philipp_Iii Philipp Philipp Philipp Johanna Philipp_Iv Philipp Eduard_I.
Extrahierte Ortsnamen: Solothurn Freyburg Basel Thurgau Basel Schafhausen Appenzell Mailand Bellinzona Mailand Frankreichs Frankreich Navarra Frankreich Aragon Aragon Lyon Deutschlands
3t5
Iv. Kceuzzüge und Mogolen.
Teutschland stand L u c ca, das unter Begünstigung teutschee
Könige sich vergrößernde Regentenhaus von Savoyen ss.
rozan und Montferat ss. 1150^. Aus dem ss. 1050)
aufblühenden Hause Este eignete sich Odizzolll H1288]
die schon früder von Mkgr. Fulco sft. n. i!Z4si erworbene
Herrschaft über Modena zu. — Genua frey [f. 1238]
und fortwährend Schauplatz hartnäckiger Reibungen zwischen
Volk und Adel, erhob sich im Kampfe mit Pisa [1170 —
1292 s! und Venedig si2v6— 1381] zu einem reichen und
sbcs. f. 1261} mächtigen Handelsstaate. — Venedig' s
Verfassung wurde nicht ohne blutigegewaltthätigkeiten zwei-
mal umgeftaltet; aus beschränkter Demokratie [1172] ging
Erb' Aristokratie st 1297 f. I hervor. Die durch hochherzige
Männer geleitete Republik wurde Seemacht vom Ersten
Range und erwarb sich durch lebhaften, weit ausgebreiteten
Handel großen Nationalreichrhum; sie stand an der Spitze
der lombardischen Städte ss. 1167], zeigte im Kampfe mit
dem kaiserlich - gesinnten Genua eine unversiegbare Kraft
und bemächtigte sich s 1204 fü.] der Herrschaft auf dem mit-
telländischen Meere und des levantischcn Handels. Durch
die von Genua unterstützte Wiedereinsetzung der Paläologen
in das griech. Kaiserthum s 126k ] wurde ihre Alleinherrschaft
zur See sehr beschrankt. — 11 n ter - Ita! ie n kam nach
Aussterben der normannischen Dynastie mit Wilhelm Ií
[1189], an die Hohenstaufen und hatte unter Hein-
rich Vi s 1193] urt> Friedri chii [1198 — 1250] ferne
herrlichste und glücklichste Zeit; aber dieses Fürstengeschlecht
unterlag im Kampfe mit der Pabstmacht; Conradin, En-
kel Friebrich's Ii, starb auf dem Blutgerüste sd. 29 Oct.
1269] und der vom Pabfte als Lehnsherren beschützte Carl
v. Anjou beherrschte ss. 1265] beide Sici'lien, bis sich Sici-
lien durch die Blut-Vesper s d. 30 Marz 1282^ losriß und
Peter von Aragonien als Oberherren anerkannte.
S. §-63 N. — Ricordano Malefpini Iítoria Florentina.
Flor. 1568. 4 u. s w. — Savoyen: S. Guichenvn 1660.
Modena: L. A. Muratori ,i?r7 st; Gir.^Tiradvsch i
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Extrahierte Personennamen: Fulco Wilhelm Carl
v Peter_von_Aragonien Ricordano_Malefpini_Iítoria L._A._Muratori
84
Mittlere Geschichte.
Mähren, Schlesien und die Lausitz standen zwar unter der Hoheit des Reichs, gehörten aber zu keinem dieser Kreise). Auch Abgaben Behufs der Kriegsführung, die Römermonate, wurden eingeführt. Die Eidgenossen, 1481 durch den Zutritt von Solothurn und Freiburg verstärkt und durch den frommen Einsiedler Nicolaus von der Flüe damals vor Zwietracht bewahrt, widerstanden der Erhebung der Römermonate siegreich im Schwabenkriege gegen Max 1499 und schlossen darauf ihren Bund gegen das Ausland, als sie 1501 noch Basel und Schaffhausen und 1513 Appenzell in denselben ausgenommen hatten. Von 1513— 1798 bestand die Schweizereidgenossenschaft aus 13 Kantonen, den zugewandten Orten, wie Neufchatel, Graubündten, Genf, Wallis (beide erst 1535 von den Eidgenossen dem Herzoge von Savoyen entrissen) und St. Gallen (unter einem Abte) und Unterth anen, wie der Thur-und Aargau, Tessin und das Waadtland. Die Schweiz hatte sich 1499 der That nach vom deutschen Reich losgerissen, aber erst 1648 wurde diese Trennung völlig anerkannt.
In Italien hatte 1494 Frankreich die Uebermacht erlangt. Das seit Karln von Anjou, dem jüngeren Bruder Ludwigs Ix. von Frankreich, in Neapel herrschende Hans Anjou war durch ein Testament der mit ihren Verwandten unzufriedenen Königin Johanna 11., der Guten, 1435 an König Alp ho ns V. von Arrag on gekommen, der es bei seinem Tode 1458 seinem natürlichen Sohn Ferdinand hinterließ, während Alphons Bruder Johann in Arragon folgte. Als bei dem Aussterben der Anjous ihre Ansprüche auf Neapel 1481 an den König von Frankreich Ludwig Xi. gefallen waren, benutzte sie dessen Nachfolger Carl Vlll. zum Zuge nach Italien, von Ludwig Moro, dem Oheim und Vormund des Herzogs von Mailand, Johann Galeazzo Sforza, aufgefordert, um 1494 in einem raschen Zug Neapel zu erobern. Doch die Politik Ludwig Moro's, der uach Wegräumung eines Neffen Herzog von Mailand geworden, verband jetzt die italiänischen Mächte gegen Carln und dieser bahnte sich nur mit Mühe durch seinen Sieg bei Fornuovo 1495 den Rückweg nach Frankreich. Als ihm daselbst 1498 Ludwig Xii. gefolgt war, benutzte derselbe die Ansprüche seiner Mutter, einer rechtmäßigen Schwester des letzten um 1447 gestorbenen Herzogs von Mailand aus dem Hause Visconti (die Sforza's konnten auf Mailand ihr Recht nur aus der Hei-rath des Franz Sforza mit einer natürlichen Tochter des letzten Visconti begründen), um 1499 Mailand zu erobern. Ludwig Moro, un-terdeß Schwiegervater de^Kaisers Maximilian geworden, da dieser kurz vorher die Hand seiner Tochter Bianca mit einer reichen Aussteuer er-
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Extrahierte Personennamen: Nicolaus Max Anjou Ludwigs_Ix Ludwigs Hans_Anjou Ferdinand_hinterließ Ferdinand Alphons_Bruder_Johann Johann Ludwig_Xi Ludwig Carl_Vlll Ludwig_Moro Ludwig Johann_Galeazzo_Sforza Johann Ludwig_Moro's Ludwig Ludwig_Xii Ludwig Franz_Sforza Franz Ludwig_Moro Ludwig Maximilian Maximilian Bianca
Extrahierte Ortsnamen: Solothurn Freiburg Schaffhausen Appenzell Genf Italien Frankreich Frankreich Neapel Arragon Neapel Frankreich Italien Mailand Neapel Mailand Frankreich Mailand Mailand Mailand
46 § 18. Uebergang aus dem Mittelalter in die neuere Zeit etc,
rivalisirender Staaten gebildet. Nach dem Tode des Papstes Alexander Yi. (für dessen ruchlosen Sohn Cesare Borgia der Florentiner Macchiavelli, sein Buch ,il Principe' schrieb) und des kriegerischen Julius Ii. war Papst: Leo X. Medici, Pracht und Gelehrsamkeit liebend.
In Norditalien war nach den Visconti’s der condotiere Franzesco Sforza (1450) Herzog von Mailand geworden; aus dessen Familie nahm Maximilian seine zweite Frau. In Venedig, mächtig sowohl auf der terra firma (Pavia, Verona, Friaul), als auch auf dem Meere (Corfu, Cypern) herrschte eine festgeschlossene Oligarchie der Nobili (die Zehn, Staatsinquisition, Ursprung der Diplomatie); dagegen sank seine Eivalin Genua durch den Aufschwung der türkischen Macht. Die Herzoge von Savoyen, obgleich Reichsvicare über Turin, Nizza, Wallis, Waadt und Genf, standen in nur schwacher Verbindung mit dem Reiche. Die Republik Florenz, welche Pisa endlich unterworfen hatte, war durch Cosimo Medici und seinen Enkel Lorenzo Medici (stirbt 1492) in eine Monarchie verwandelt (der Reformator Sava-narola wird hingerichtet). In Ferrara herrschte die herzogliche Familie Este (Tasso, Ariosto). Neapel war seit dem Aussterben des Hauses Anjou durch Adoption an die Könige von Arragon gekommen, welche schon Sicilien besassen. Die Eroberung Neapels durch den französischen König Karl Viii. (stirbt 1498) und dann durch Ludwig Xii. (stirbt 1515) führte zu wechselnden Bündnissen und Kriegen (z. B. Ligue von Cambray 1508 gegen Venedig), welche damit endeten, dass Ferdinand der Katholische von Arragon Neapel, und Franz I. von Frankreich durch seinen über Maximilians Schweizer zum Theil mit deutschen Landsknechten erfochtenen Sieg bei Marignano 1515 Mailand erhielt.
Die mittelalterlichen Kriegsschöpfungen haben sich in diesem Kampfe als nicht ausreichend bewiesen. Die ritterliche Reiterei erliegt dem schweizerischen Fussvolk, und es bilden sich Fusssoldaten von Handwerk; in Italien condotieri, in Deutschland die „frommen und rechten Landsknechte“ mit eigenthiimlichen Gesetzen und Sitten; sie vermehrten die ohnehin grossen Uebel der damaligen Kriegführung. Ebenso kehrte sich die Erfindung des Schiesspulvers gegen die Ritter und später auch gegen die deutschen Städte, welche ausserdem durch die Veränderung der Handelswege (1498 Umseglung des Capo di Buena Esperanza und 1492 Entdeckung von Amerika) und den dadurch verminderten Metallwerth in ihrem Wohlstand allmählich sanken, zumal die norddeutschen Hansestädte. Gleichzeitig erweiterte sich durch diese Entdeckungen der Kreis der damaligen Vorstellungen; neues Wissen trat ein, unabhängig und selbst im Gegensatz zu der Lehre des Klerus, der gleichzeitig in dem Humanismus einen Kritiker fand. Auf zwei Seiten wurde so der Kreis, in welchem sich die Vorstellungen des Mittelalters begrenzten, durchbrochen und die neuen Gedanken fanden durch die Wiederauffindung und Verbreitung der Buchdruckerkunst leichter und allgemeiner überall Eingang. Die Kirche, Siegerin in dem langen und
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Extrahierte Personennamen: Alexander_Yi Alexander Cesare_Borgia_der_Florentiner_Macchiavelli Julius_Ii Leo_X Leo Franzesco_Sforza Maximilian Maximilian Cosimo_Medici Lorenzo_Medici Karl_Viii Karl Ludwig_Xii Ludwig Cambray Ferdinand_der_Katholische_von_Arragon_Neapel Ferdinand Franz_I._von_Frankreich Franz_I. Maximilians
446
feine Truppen größtenteils bis dahilf eroberte neapolitani-
sche Gebiet (nur Calabrien und Sicilen hielten sich gegen
ihn) gab er durch ein Decret vom 30ten März seinem
Bruder Joseph als Königreich Neapel. Joseph zog am
13ten Mai als König in Neapel ein; das Königreich ward
durchgreifend französisch organisirt und an die Spitze aller
Zweige der Verwaltung wurden Franzosen gesielt. Ebenso
ward nun das Gebiet von Massa di Carara mit Luea ver-
bunden, und die französischen Gesezbücher so wie französi-
sches Münzwesen wurden im Königreiche Italien so wie
im Fürstentume Luca eingefürt. Das Fürstentum Wastall
(Guastalla) ward von Napoleon seiner Schwester Pauline
und deren Gemahl, dem Fürsten Borghese, als nach Pri-
mogeniturrecht vererbbares Herzogtum und französisches Le-
hen gegeben. Ueber Parmen und Placenz in änlicher
dem Pressburger Friden. Die Engländer schiften sich nach Sici-
lien ein. Der neapolitanische Hos, daran verzweifelnd, daß er sich
allein gegen die Franzosen halren könne, floh am 23ten Jan. von
Neapel nach Palermo, nur der Kronprinz als Vicekönig und Prinz
Leopold bliben zurük. Die Vesten Civitclla del Tronto, Pescara
und Gaeta besezte man; die übrigen Truppen vereinigle man in
Calabrien unter Damas. Zu diesen lezteren giengen bald auch die
Prinzen; die nördlichen Provinzen, die man preis gab, wurden
ermant, sich beim Einmärsche der Franzosen ruhig zu halten.
Massena hatte noch Verstärkungen an sich gezogen, und rükle in
drei Colonnen in das Königreich ein. Am l4ten Februar zogen
die Franzosen ruhig in Neapel ein — alle nördlichen Provinzen
mit 'Ausnamc Gaetas unterwarfen sich. Civitella del Tronto, was
sich am längsten hielt, ergab sich am 20tcn Mai. Selbst in Ca-
labrien cinzudringcn ward anfangs leicht, da sich der Einwoner
Schrecken bemächtigte und Damas kaum einige tausend Man zu-
sammen zu halten vermochte. Auch dieser Nest ward bei Campo-
tenese geschlagen und zerstreute sich. Ganz wenige entkamen mit
Damas und den Prinzen nach Sicilien. Am l8:en Juli capitu-
lirte auch Gaeta, nachdem der Prinz von Heßen-Philipstal, der
es tapfer verteidigt, schwer verwundet worden war. Allein bald
bcgan nun der Bandenkrieg. Alte Bandcnfürer wie Pansancra
und Pane di Grano, neue wie Mccco, Santoro, Falsetli traten
auf. Gelandete Engländer unterstüzten die Banden. Reynier ward
nach Cantanzaro zurükgeworfen. Ganz Calabrien stund gegen die
Franzosen auf, ein grausamer Volkskrieg, der alle vereinzelten
französichen Posten aufrib, bcgan. Massena flirte lchvoo Man
gegen die Calabresen. Die Engländer musten Anfangs Septem-
der nach Sicilien zurük; aber die Banden und vile einzelne Ort-
schaften hielten sich und hatten an den epidemischen Herbstfibcrn
mächtige verbündete. Die Abruzzen hingegen wurden unterworfen
und die Bandcnfürer: Rodio, de Donatis und Fra Diavolo ge-
fangen und hingerichtet.
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Joseph Joseph Massa_di_Carara Guastalla Napoleon Pauline Borghese Jan Leopold Leopold Civitclla Massena Civitella Pansancra Santoro Reynier Massena Donatis
356
Italien.
Iii. Herzogthum Parma.
Größe 107q. M. Gränzen in N. das Österr. Italien, in
W. der Sard. Staat, in S. Toskana, in O. Modena. Eine fruchtbare
Ebene an der S. Seite des -Po, die sich gegen S. zu Hügeln und zum
Kamme der Apennin e n erhebt, unter denen in So. der Alpe di
Succisio — 6200g., in S. der Orsaro — 5600g., in W. der
Pen na — 5300g. Das Gebirge sendet nur kleine glüsse, die aber,
wie alle Appenninenflüsse, trübes Wasser haben, als die Trebbia,
Nura, Parma, Enza, Gränzfluß gegen Modena, und den Taro
zum Po hinab. Boden und Produkte sind wie in der Lombardei, je-
doch kein solcher gabrikfleiß und Verkehr; es fehlen hier die Kanäle
und guten Landstraßen. Ackerbau und Viehzucht sind bedeutend;
auch der Bergbau in den Apenninen liefert Eisen und Kupfer.
Reiche Erdölquelle beim Dorfeamiand. Die E. — 430,000, sind ka-
tholisch. — Im Mittelalter waren die berühmten gamilien der Este
und Visconti Herren des Landes, bis der Papst Paul Iii. dasselbe
1543 zum Herzogthum erhob und seinen Sohn Peter garnese da-
mit belehnte, dessen Nachkommen 1731 ausstarben. Darauf ward der
Znfant Carlos von Spanien Regent, bis Kaiser Karlvi. und
der König v. Sardinien das Land erhielten (1733). Im Aach-
ner grieden, 1748, ward es wieder dem Spanischen Jnfanten Phi-
lipp zu Theil. Nach dessen Sohnes Tode nahm es grankreich 1802
in Besitz, bis es durch den Wiener Congreß 1814 der Gemahlin Na-
poleons, Marie Luise, übergeben wurde. Nach ihrem Tode erhält
es der jetzige Herzog von Lucca, welcher dann Lucca an den
Großherzog von Toskana und den Herzog v. Modena, die Böhmischen
Güter aber an den Herzog v. Reichstadt abtreten wird.
Das Land besteht eigentlich aus drei Herzogtümern: 1) Parma
mit 8 Distrikten, 234,ooo €. — Parma am Flusse gl. M., 30,000 E.
ist Residenz. Appellations- u. Revisionshof, Tribunal. Bischof. Univer-
sität, gestiftet 1423, Akademie der Künste, Museum und Bibliothek, bo-
tanischer Garten u. a. wissenschaftliche Anstalten, Ritterakademie. Be-
rühmte Druckerei Bodoni's, der in 155 Sprachen und 215 verschiedenen
Schriften druckt. Parma ist seiner Größe nach schlecht bevölkert und viele
seiner Pallaste sind verödet. Der große Dom ist sehenswerth, so wie die
Johanniskirche, der Pallast Farnese mit dem jetzt nicht mehr gebrauchten größ-
ten Schauspielhause Italiens, 350f. lang, welches 9000 Menschen fassen
soll. Seiden - u. a. Fabriken. Vor der Stadt der Pallast Giardino.
Sieg der Franzosen über die Österr. 1743. — Lastet Guelfo. Prächtige
Brücke. — Lustschloß Lolorno. — Borgolaro, Sitz eines Tribunals. —
2) piaccnza mit 5 Distrikten, 174,000 E.— piacenza am Po, 16,000e.
Die Stadt hat bedeutenden Umfang und schöne Straßen, ist aber men-
schenleer. In der Citadelle ist Österreichische Besatzung, da die Stadt
durch ihre Brücke über dem Po und ihre Lage in militairischer Hinsicht
wichtig ist. Das Schloß, zum Theil verfallen, der Pallast des Gouver-
neurs. Bischof. Bibliothek, botan. Garten. In der Nahe das Schlacht-
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Extrahierte Personennamen: Succisio Peter Carlos_von_Spanien Karlvi Marie_Luise Guelfo Lustschloß_Lolorno
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Extrahierte Personennamen: Karl_Ema-19.Aug Karl Ferdinand Karolina Maria_Theresias Maria Theresias Napoleon Napoleons
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